Wild, mutig und entschlossen – die Pioniere des heutigen Weißen Rings waren waghalsige Sportler.
Allen voran Sepp Bildstein. Erzählt man die Geschichte vom Skifahren in Lech Zürs, geht das nicht, ohne Sepp Bildstein dabei zu erwähnen. Zwischen scharfkantigen Felsen, durch meterhohen Tiefschnee, über Hüttendächer und die steilsten Hänge hinab – dass Sepp seiner Zeit voraus war, durfte seinen Zeitgenossen damals schon bewusst gewesen sein. Als Schüler des Bregenzer Skipioniers Viktor Sohm kam er zudem schon früh mit dem Skisport und einem gewissen Innovationsgeist in Berührung.
Die Vision
Sepp Bildstein als Absolvent eines technischen Studiums in Graz hatte die Vision, in Lech Zürs Skilifte zu bauen. 1937 plante und errichtete er gemeinsam mit Emil Doppelmayr den ersten Schlepplift Österreichs in Zürs. Mit dem ersten Skilift 1940 am Weißen Ring, dem Zürsersee-Schlepplift, wurde schließlich jener Meilenstein gesetzt, der die Geburt des Weißen Rings zur Folge hatte. Die Liftanlage erlangte schnell große Bekanntheit und die Skifahrer*innen aus Nah und Fern strömten nach Lech Zürs, um sich den mühsamen Anstieg durch eine schnelle Aufwärtsfahrt ersparen zu können.
Im Anschluss folgte der Einsessellift vom Zürsersee auf das Madloch und in der Saison 1956/57 ging als drittes Glied der Schlepplift vom „Milchloch“ auf die Trittalpe in Betrieb. Mit der vierten Seilförderanlage, der Pendelbahn I auf den Rüfikopf, wurde der Weiße Ring 1957 auch in Richtung Lech-Zürs geschlossen. Ein verlängertes Skierlebnis mit kürzeren Aufstiegszeiten war fortan möglich. Der Slogan „Mehr Raum, mehr Zeit!“ wurde Lech Zürs damals sozusagen bereits in die Wiege gelegt.
Der Ursprung des Rennens
Da der Arlberg eine lange Tradition in der Austragung von Skirennen hat, mag es auch nicht verwundern, dass man beim Weißen Ring auf vielen historischen Rennstrecken unterwegs ist. Zürs war viele Jahre Schauplatz des bekannten „Zürsersee-Riesentorlaufs“, das berühmt-berüchtigte „Madloch-Rennen“ gilt als Klassiker der Renngeschichte, am Kriegerhorn stürzten sich im Rahmen des „Westen Pokales“ wagemutige Rennläufer/innen direkt über den Südhang nach Lech hinunter und in den 90er Jahren eroberte der Alpine Ski Weltcup das Kriegerhorn und den Schlegelkopf.
Das Vermächtnis
Höher, schneller, weiter: Für Sepp Bildstein bedeutete das, schneller zu sein, als alle anderen Skifahrer*innen am Arlberg. Deswegen stellte er sich jedem Rennläufer entgegen und scheute keine Herausforderung. Aber nicht nur Skirennen dominierte er, auch das Skispringen war eine seiner Leidenschaften. Neben zahlreichen Weite-Rekorden hierzulande war er der erste Österreicher, der je vom Holmenkollen in Oslo gesprungen ist. Der ersten Skisprungschanze der Welt. Und auch hier zeigte sich Sepp Bildstein schon früh innovativ: Nach einem Beinbruch, den er bei einem Springen in Graz erlitten hatte, entwickelte der erfinderische Geist die erste Sicherheitsbindung, die 1925 als Bildstein-Federstrammer-Bindung patentiert wurde.
Das Vermächtnis, das Sepp Bildstein dem Arlberg hinterlassen hat, ist immens: Dass aus dem beschaulichen Bergdorf ein international prämierter Skiort geworden ist, dass am Arlberg ein Skigebiet entstanden ist, das heute zu den größten weltweit gehört, oder dass der Weiße Ring als Skirunde und als Rennen internationalen Kultstatus erlangt haben, ist Sepp Bildstein zu verdanken. Ihm zu Ehren wurde die Bildstein-Trophy (Teamwertung) beim Weißen Ring-Rennen ins Leben gerufen.
Unser Dank
Wir danken unserem Pionier Sepp Bildstein für seine visionären Leistungen. Unter anderem gibt es bei der Talstation Schlegelkopf eine Ehrentafel mit mehr Informationen zu seinem Mut und Innovationsgeist. Die Ehrentafel listet zudem die stolzen Sieger des Weißen Ring Rennens, den Streckenrekord, sowie die Teamwertung auf.